Der erste Kuss

Veröffentlicht am 10. Juni 1971 um 17:52

Der Kindergarten bedeutete für mich den ersten richtigen Kontakt zu gleichaltrigen Mädchen. Bis da war ich immer nur um mit gleichaltrige jungs zusammen gewesen. Anders als bei der Generation meines Bruders wo er einziger junge unter 15 Mädchen war hatte es zu meiner Zeit nur noch Jungs im Quartier. Im Kinderarten war ich dann vor allem von Linda angetan, dieses vorwitzige Mädchenckigen braunen Haaren und dem schelmischen lächeln.
Sie war die erste die mir Schmetterlinge in den Bauch zauberte. Wir hatten uns schnell angefreundet und verbrachten einiges an Zeit zusammen, vor allem am freien Mittwochnachmittag.
Sie konnte sich zwar weder für Autos noch für Fussball oder Skirennen begeistern, doch mich störte das damals keine Bohne. Wir schlichen oft um das kleine Häuschen im Wäldchen, neben dem Block in welchem Linda gewohnt hat.  Irgendwie fühlte sich das Haus an wie das Lebkuchenhaus aus diesem Märchen von Hänsel und Gretel, und lange hatten wir auch geglaubt darin würde tatsächlich eine Hexe wohnen. Wie wir jedoch viel später herausfanden wohnte dort ein, in unseren Augen recht alter Mann, den wir aus dem Fernsehen kannten, ein bekannter Musiker welcher zusammen mit wie wir damals angenommen haben seinem besten Freund und seiner Freundin wundervolle Lieder zum Besten gab. Doch wie gesagt, diese Erkenntnis kam erst etwas später.
Wenn immer wir uns zum Haus schlichen taten wir es sehr leise, wir wollten auf keinen Fall das Schicksal von Hänsel und Gretel teilen. Meistens hörten wir dann wie drinnen jemand Musizieren, Gitarre, Klavier und manchmal auch Gesang. Eine männliche Stimme. Wir malten uns aus das der junge der da von der Hexe gefangen worden war zur Strafe das er sich dem Häuschen genähert hatte, singen und musizieren musste. Na, das wollten wir auf keinen Fall auch müssen und waren immer sehr sehr vorsichtig.
Angst und Faszination zugleich zog uns jedoch wieder und wieder zum kleinen Häuschen, bis irgendwann, wir lauschten wieder der Musik als Linda sich auf einmal eng an mich drückte. Ich drehte mich gegen Sie und wollte ihr mut zusprechen, weil ich überzeugt war das sie wie ich etwas Angst hatte. Als sich dann unsere Blicke trafen, konnten beide diesem magischen blick nicht entkommen und wie von einem Magneten gezogen trafen sich Sekunden später unsere Lippen. Wouuu der erste Kuss ... also natürlich der erste richtige Kuss, nicht so einer wie von Mama oder den Tanten aus Frankreich den man sich hinterher mit dem Ärmel den Mund abwischt. Nein, ich meine, so ein richtiger Kuss den man auf den Lippen trocknen lässt den man jedes Mal wieder schmeckt wenn man sich mit der Zunge über die Lippen fährt.
Ich und Linda blieben zwar auch danach irgendwie verbunden, wir verbrachten weiterhin die Freien Nachmittage zusammen. doch der Kuss, so schön er auch war hatte etwas verändert, hatte eine gewisse Distanz geschaffen.
Ja, jetzt lieber Aldo, du magst ja der um Welten bessere Fussballer gewesen sein, und du lieber Thomas hast mit Judo und Karate beeindruckt, aber ich, ich war der echte Kerl von uns dreien, ich hatte schon geküsst, da habt ihr noch nicht mal gewusst das es Mädchen gibt

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